Roulette-System Analyse:  EC-Gewinnformel

Die Werbeaussage:
"Bei keiner uns bekannten Roulette-Strategie sind die handschriftlichen Notizen derart minimal und einfach. (...) Die Notierung hierbei beschränkt sich nach jedem Satz auf die Notiz des aktuellen Saldos, weil nach  +1  die Partie beendet ist.  Einfacher kann eine Buchung nicht sein!"

Die Realität:
Zitat aus der Systemschrift "EC-Gewinnformel":
"Wir Weisen an dieser Stelle mit allem gebotenen Nachdruck darauf hin, daß die hier zur Darlegung gebrachten Kriterien in ihrer Abfolge insoweit als hierarschisch gegliedert anzusehen sind, als die Anwendung jener Regeln, welche für einen Verlustfall in Höhe von nicht mehr als drei Einheiten gelten, Priorität gegenüber der Gesamtheit der anderen Möglichkeiten besitzt und zwar in gleicher Weise, wie, einen höheren Gesamtverlust als drei Einheiten vorausgesetzt, die Regelungen bezüglich der Behandlung jener Konstellationen, welche nicht mehr als fünf Wechsel zeigen, Priorität gegenüber den beiden verbleibenden für sich in Anspruch nehmen."

Alles klar?   Die Beschreibung der Roulette-System Satzregeln erfolgt etwa im gleichen Stil, wie der eben zitierte Schachtelsatz formuliert ist.

 

       Die Buchung ist keineswegs einfach. Vor allem die Spalte  "Se" hat es in sich (im Beispiel rechts neben den Spalten mit den eingekreisten Zahlen). Statt einfach mal so den laufenden Saldo zu buchen (siehe Werbe- aussage oben), findet in dieser Spalte eine Form der Buchung statt, wie ich        Roulette-System Beispiel
Roulette System Beispiel sie komplizierter selten erlebt habe. Entscheidend für die schwer zu ermittelnden Sätze sind die Spalten  "S-"  und  "S+", in denen der Chartverlauf des zu buchenden Fiktivspielers das Satzsignal liefert. Die Regeln sind so unklar zusammengewürfelt, dass man nur mit extrem Roulettesystem Beispiel 2
hohem Zeitaufwand nachvollziehen kann (wenn überhaupt), welche Festlegung bei welcher Konstellation anzuwenden ist.

Zitat:  "Als 'Tunnelbildung' bezeichnen wir eine Chartkonstellation, welche dadurch gekennzeichnet ist, daß der Chart über mehr als die Hälfte der beobachtungsgegen-
ständlichen fünfzehn Coups um nicht mehr als zwei Punkte nach oben und unten geschwankt hat oder aber innerhalb der Gesamtheit der fünfzehn Coups niemals um mehr als drei Punkte in den Minusbereich gegangen ist und der Saldo gleichzeitig im Gefolge von Zeroverlusten den Wert drei überschritten hat."

Das sind schon mal vier Denkprozesse  ( > Hälfte von 15 Coups?  / max. +/- zwei?  / max. -3?  / Wert > 3 durch Zero?), die sie nur für diese eine mögliche Konstellation beachten müssen.  Allein aus dieser einen Regel können sich vier verschiedene Konsequenzen ergeben.  Daneben gibt es viele weitere Nebenüberlegungen, die in der knapp bemessenen Zeit zwischen den Sätzen anzustellen sind.  Dazu ein weiteres Beispiel:
Zitat: "Als gegenläufige Tendenz bezeichnen wir nun all diejenigen Spielverläufe, in deren Rahmen innerhalb eines der beiden Bereiche  "S-"  und  "S+"  der letzte umkreiste Wert kleiner ist als der vorletzte und es demgegenüber im jeweils anderen Bereich genau umgekehrt ist."
Neben diesen gegenläufigen Tendenzen gibt es auch noch die  "waagerechte Minusspitzentrendlinie", den bereits genannten Tunnelverlauf oder weitere Sonderfälle, wie z.B. diesen hier:
Zitat: Sofern sich innerhalb der unsererseits betrachtungsgegenständlichen fünfzehn Coups die Konstellation ergibt, das innerhalb der  "S-" / "S+" - Folge in drei oder mehr Fällen jeweils zwei umkreiste Werte untereinander angetroffen werden, welche die gleiche Größe haben, so wird so lange auf Wechseltendenz gesetzt, bis sich ein Effektivgewinn ergeben hat oder der Chart nach Aufnahme des Spieles mit Sätzen zu je zwei Einheiten zum dritten Male in Folge in die selbe Richtung gegangen ist.

Diese Beispiele ließen sich noch fortsetzen. Insgesamt sind es so viele unterschiedliche und nicht ausreichend klar definierte Möglichkeiten, dass ein Gelegenheitsspieler damit völlig überfordert ist.

Selbst wenn es ein geübter Spieler schaffen sollte, die Satzfindung nach mühseligen Trainungssitzungen in den Griff zu bekommen, bleibt die Fehleranfälligkeit bei den nachfolgenden Sätzen ein Problem.  Das liegt daran, dass er nicht einfach so auf Rot und Schwarz spielt, sondern mit oder gegen die Saldokurve des Fiktivspielers.  Dabei gibt es vier verschiedene Vorgehensweisen:  Genau so setzen, wie der Fiktivspieler (so wie es am Anfang der Partie geschieht),  gegenteilig setzen (auch das ist noch leicht zu überschauen, weil man dann nur auf das Gegenteil der Einträge in der  "Sf"-Spalte spielt),  auf Serientendenz des Fiktivspielers (Spekulation darauf, dass sich seine Plusse oder Minusse fortsetzen)  und schließlich auf Wechseltendenz der Fiktivspieler-Saldokurve setzen  (nach Gewinncoup des Fiktivspielers auf nachfolgenden Verlustcoup und nach Verlustcoup des Fiktivspieler  auf nachfolgenden Pluscoup desselben spekulieren).  Bei den beiden zuletzt genannten Fällen kann man in der Praxis schnell mal durcheinander kommen, weil die Signale nicht mehr einfach gleichmäßig mit -oder gegenläufig zur  "Sf"-Spalte zustande kommen.

Die zuletzt genannten Beispiele sind nur Teile des gesammten Regelwerkes, das während der Partie zu beachten ist. Zur Erinnerung noch einmal die Werbeaussage:
"Einfacher kann eine Buchung nicht sein!"

Einfach ist allenfalls der ursprüngliche Marsch, der sich nach der Anzahl der Seriencoups in den jeweils letzten 15 Coups (gleitend verschoben) richtet.  Bei diesem gilt:  Enthalten die jeweils letzten 15 Coups 5, 6 oder 7 Seriencoups, wird auf Wechsel der zuvor erschienenen Chance (Schwarz oder Rot) gesetzt.  Bei jeder anderen Anzahl von Seriencoups ist erneut auf die zuvor erschienene Chance zu setzen. Die Anzahl der Serien wird durch Zählung der Querstriche ermittelt (pro Seriencoup ein Querstrich). Mit jedem weiteren Coup scheidet jeweils die oberste Zeile des Buchungsformulares aus, so dass der 15-Coup-Abschnitt jeweils um einen Coup nach unten verschoben wird.

Anfangs setzt man effektiv im Sinne des Marsches. Im Idealfall trifft man im ersten Satzcoup und damit ist die Partie dann mit dem Ziel von  +1 Stück beendet.  In der offiziellen Prüfstatistik gelingt dieser Soforttreffer an 194 von 358 Tagen. Eine beachtliche Trefferquote, die sich in weiteren Prüfjahren nicht einmal annähernd bestätigt.  Dies ist der erste Hinweis auf  "Rückwärts-Optimierung". Die Regeln wurden auf eine bereits bekannte Prüfstrecke nachträglich zugeschnitten.

Dann gibt es noch Partien, die innerhalb der ersten 15 Satzcoups mit  +1 Stück enden.  Bis dahin wurde immer noch nach dem ursprünglichen Marsch gesetzt.  Die Schwierigkeiten beginnen nach Anfangsverläufen, in denen der effektive Saldo über 15 Coups im Minusbereich geblieben ist.  Ohne das komplizierte Sonderregelwerk würde diese Partien teilweise dramatisch ins Minus laufen.  Das haben erste Computersimulationen gezeigt, bei denen nur der ursprüngliche Marsch getestet wurde.  Der tatsächliche Autor der Methode (nicht etwa  Marcel Chevalier, sondern vermutlich Martin Strauß)  hat diese Minustage Schritt für Schritt ins Plus  "gewurstelt", indem er die Regeln entsprechend angepasst hat.  In der Systemverkäufer-Szene nennt man so etwas  "kreativ".   Es kostet schon einige Mühe, die Regeln so auf die schlechten Tage anzupassen, dass dabei ein  "gemeinsamer Nenner" zwischen allen schlechten Tagen entsteht. Die Regeln müssen so ausgefeilt sein, dass mit der Verbesserung auf der einen Seite nicht wieder andere Tage ins Minus gerissen werden.

Mit viel Zeit und Geduld bekommt man auf diese Weise ein ganzes Permanenzjahr ohne Verlusttag zusammen. Das geht in den meisten Fällen nur mit einem komplizierten Regelwerk, da es sich mehreren unterschiedlichen Tagen mit schwierigem Verlauf anpassen muss.  Die so entstandene  "Gewinnformel" ist jedoch praktisch wertlos, weil derart selektierte Systeme nicht auf anderen Zufallsstrecken funktionieren.  Durch die vorherige Anpassung an besondere Phänomene kommt es bei Permanenzen mit gegenteiligen Phänomenen zu besonders ausgeprägten Minusläufen. Daher halte ich zu kurzfristig selektierte Systeme sogar für besonders gefährlich.

Wie komme ich darauf, dass der angebliche Großgewinner Marcel Chevalier eine Märchengestalt ist?   Falls Sie im Besitz der Methode  "Die Hartmann-Gewinn- strategie" sind und auch die EC-Gewinnformel im Original  kennen, vergleichen Sie mal das Schriftbild  (Schreibmaschine, Buchstabe ä  zu blass dargestellt). Beachten Sie außerdem die ungewöhnlichen Formulierungen   "betrachtungsgegenständlich", "auswahlgegenständlich"  (Hartmann-Gewinnstrategie)  und "beobachtungsgegenständlich"  (EC-Gewinnformel). Dazu der völlig gleichartige Schreibstil mit den unendlich langen Schachtelsätzen.  Wer die Hartmann-Gewinnstrategie zusammen gebastelt hatte, ist in der Szene bekannt. Es handelt sich dabei nicht um einen Übersetzer, sondern um einen Systemautoren,  der im Auftrag von Roulette-Verlagen solche rückwärts optimierten Strategien nach Termin anfertigt.  Von den Wagentrotz-Verlagen bekommt er zwischen 6000 und 12000 DM  je System mit positiv zusammenkonstruierter Jahresstatitik.

Ein Systemkäufer, der den Garantie-Nachweis erbringen will, hat teilweise einen ähnlich hohen Zeit-und Arbeitsaufwand, um das System so zu entschlüsseln, dass der Garantiefall unumstößlich nachgewiesen werden kann.  Er muss also rechnerische Kosten (Zeitwert) aufbringen, die mehrfach über dem eigentlichen Kaufpreis liegen, um diesen zurück zu bekommen.  Deshalb lohnt sich der Aufwand für den Einzelkämpfer nicht.  Aus diesem Grunde ist der Verkauf von  "Garantie-Systemen" ein gutes Geschäft für den Anbieter, weil die  "Geld-zurück"-Option nur in wenigen Ausnahmefällen durchgesetzt werden kann.

 

Testergebnisse von der Methode EC-Gewinnformel

Geprüft wurde in diesem Fall der ursprüngliche Marsch der Methode, ohne die Regeln, welche erst dann zur Anwendung kommen, wenn man nach 15 Satzcoups noch nicht das Ziel von  +1 Stück erreicht hat.  Die Fragestellung lautet:  Was taugt das "Fundament" der Methode?  Etwa vier von fünf Partien sind bis zum 15.Satzcoup bereits entschieden (zumindest innerhalb der Permanenz Baden Baden 1995).  Der vereinfachte Test liefert damit schon einen wichtigen Hinweis über die Tauglichkeit der Methode, denn nur allein das  "Flickwerk"  für die schlechten Tagen kann keine dauerhaft gewinnbringende Strategie ausmachen.

Zu den Grafiken:  Die blaue Linie zeigt jeweils den Verlauf, wenn die Partien nur nach dem anfänglichen Marsch gespielt werden  (Abbruch bei  +1 oder im letzten Coup, bevor man nach der schwer verständlichen Charttechnik hätte weiter spielen müssen).  Die rote Linie stellt den Verlauf der Ergebnisfolge dar, wenn immer nur ein Satz pro Partie gemacht worden wäre (jeweils Coup 16,  Ausnahme: Nachsatz bei Zero-Erscheinung).

Roulette-System Verlauf     Roulette-System Ergebnis Baden-Baden
Baden Baden 1995 Baden Baden 2000

Roulette-System Test Hamburg     Roulette-System Test Bad Homburg
Hamburg 2000 Bad Homburg 2000

 

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