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Roulette contra Zahlenlotto
6 aus 49
(SYSTEMMARKT-NEWS extra 2 /
1997)

Eine der augenfälligsten Schwächen des Lotto-Spiels liegt darin,
daß überhaupt nur die Hälfte des Spielaufkommens als Gewinn
ausgeschüttet wird !
Welch ein Unterschied dagegen zum Roulette, wo sich die Bank mit 2,7%
aller Umsätze zufrieden gibt, also 97,3% aller getätigten
Einsätze zur Ausschüttung gelangen (Für Spieler auf Einfachen
Chancen sind es sogar 98,65%). Welches Glücksspiel sonst hätte
eine so hohe Gewinnchance zu bieten ? Obwohl das Roulettespiel - im Vergleich
zu den meisten anderen Ländern - bei uns durchaus beliebt ist (wir haben
nahezu 40 staatlich konzessionierte Spielbanken in Deutschland
[Stand 1997]), ist das Zahlenlotto um ein
Vielfaches populärer als dieses elitäre Casinospiel.
Offenbar kümmert es die wenigsten, daß die Gewinnchancen im Lotto
ungleich geringer sind als im Roulette. Denn um dies beurteilen zu
können, bedarf es einer gewissen mathematischen Bildung, die bekanntlich
nur wenige besitzen.
Nach einer Berechnung des statistischen Bundesamtes ist es viermal
wahrscheinlicher, vom Blitz erschlagen zu werden, als im Lotto 6 Richtige
zu haben. Es ist sogar 2600mal wahrscheinlicher, den Verkehrstod zu erleiden,
als den Haupttreffer zu landen. Dennoch spielen 60,6% unserer Bevölkerung
gelegentlich oder regelmäßig Lotto, aber nur 4,7% gelegentlich
oder häufiger Roulette. So verbreitet innerhalb der Bevölkerung
der Verdacht ist, auch beim Roulette könnte manipuliert werden
(40%), so erstaunt es doch anderseits, daß 55% der Befragten es zumindest
nicht ausschließen, daß man Systeme entwickeln könne, mit
deren Hilfe man beim Roulette mit Sicherheit gewinnen könne.
Wie aber sehen beim Roulette die objektiven Gewinnchancen aus ?
Mathematiker haben darauf nur eine Antwort: Je länger einer spielt,
um so sicherer wird er bei jedem Einsatz 2,7% desselben verlieren. Aber wer
weiß schon, daß man beim Samstag-Lotto auf langer Sicht mit 48,34%
Verlust seiner Einsätze rechnen muß ?
Fragen wir also, ob und wie hohe Gewinne im Roulette - zumindest theoretisch
möglich sind. Die Höchsteinsätze an einem 5-Mark-Tisch belaufen
sich jeweils auf einen Betrag, der die Bank im Gewinnfalle zu einer Auszahlung
von max. 7000 Mark zwingt. Folglich beträgt das Maximum für eine
Nummer hier 200 und für Einfache Chancen (EC) 7000 Mark. Für den
10er-Tisch gelten die doppelten Beträge.
Mit 5 Mark kann man auf Plein höchstens das 35fache gewinnen. Auf EC
nur das Einfache. Oder ? Wer genau nachdenkt, kommt auf die Möglichkeit,
Paroligewinne zu machen, d.h. vornehmlich mit dem Geld
der Bank zu spielen. Aber dazu muß es auf EC zu längeren
Serien kommen. Immerhin ergibt eine 5er-Serie auf ROT mit Paroli-Effekt bereits
31 Stücke netto plus. Aber wie oft kommt eine 5er-Serie auf ROT ?
Darüber gibt mein Lexikon auf Seite 563 unter soziabel genauer
Auskunft: Durchschnittlich alle 71,5 Coups einmal. Legt man zu jeder
Trefferauszahlung 1 Stück dazu, dann bringt diese Serie sogar brutto
62 Stücke, während wir Durchschnitt nur 71,5 Stücke einsetzen
müssen.
Wie aber, wenn wir unvorhersehbar auf riesig lange Serie treffen ? Eine
12er-Serie kommt auf vorbestimmte EC zwar nur alle 11.000 Coups einmal vor,
also im Ø einmal pro Tisch und Monat. Aber sie könnte uns
morgen schon begegnen. Was ist da herauszuholen ?
Obwohl wir bereits nach dem 10. Treffer ans Maximum stoßen, bleiben
4428 Stücke über! Es sei denn, wir belegen mit den
überschießenden Auszahlungsbeträgen dann noch die übrigen
Chancen bis Plein, dann sind fast 5500 Stücke, also 27.500 DM zu erzielen
bzw. am 10er-Tisch das Doppelte. Diese Serie zu treffen hat eine
Wahrscheinlichkeit von W = 0,00091, also ungefähr gleich 4 Richtigen
im Lotto. Dort aber gibt es im Durchschnitt nur 112,60 DM, weil man den Gewinn
mit über 4300 anderen Mitspielern teilen muß.
Daß trotzdem so viele Menschen allwöchentlich Lotto spielen, kann
also nur an dem fragwürdigen Vorteil der geringen Einsatzhöhe liegen,
an der verbreiteten Hoffnung, einen außerordentlich hohen Gewinn zu
erzielen und an der Einfachheit der Regeln. Die schon erwähnten Nachteile
des Lottospiels gegenüber dem Roulette wollen die meisten offenbar nicht
wahrhaben - oder sie werden einfach verdrängt.
Kurt v.Haller
Roulette & Lotto
Wozu überhaupt dieser Vergleich? Das bringt uns doch keinen Schritt
weiter, denken manche Systemspieler.
Sicher, die endgültige Problemlösung gelingt durch solche Vergleiche
nicht. Wenn es aber tatsächlich möglich ist, mit der mathematischen
Wahrscheinlichkeit eines Lotto-Vierers die rechnerische Auszahlung eines
Lotto-Fünfers zu bekommen, ist das schon ein gewichtiges Argument
gegenüber allen Roulette-Skeptikern. Dieses Argument sollten sich all
jene Lotto-Spieler durch den Kopf gehen lassen, die das Glück mit der
Brechstange (teure Voll-oder VEW-Systeme) erzwingen wollen. Sie kämpfen
permanent gegen einen ca. 50%igen Nachteil an.
Natürlich soll man mit kleinen Einsätzen weiter Lotto spielen.
Sonst bringt man sich um die Minimalchance, das ganz große Los zu ziehen.
Sobald es jedoch um höhere Einsätze und systematisches Spiel mit
verbreiterter Satzweise geht, verschlechtert sich das
Chance/Risiko-Verhältnis extrem. Der Reibungsverlust, der schon beim
Roulette mit zunehmender Satzbreite immer stärker zu beobachten ist,
verschlechtert das Chancen-verhältnis drastisch, je mehr teure Kombinationen
gespielt werden.
Max Woitschach, Mathematik-Professor und Experte auf dem Gebiet der Spieltheorie
(schrieb u.a. die Fachbücher Strategie des Spiels,
Wahrscheinlichkeit und Zufall und Lässt sich der Zufall
rechnen?), beschreibt diesen Effekt folgendermaßen: Je
größer aber die Zahl der Einsätze ist, desto stärker
kommt doch das Gesetz der großen Zahl zur Geltung. Mit anderen Worten:
Ausgerechnet die Systemspieler mit ihren massierten Einsätzen bekommen
es viel stärker als andere Spieler zu spüren, dass man beim Zahlenlotto
im Durchschnitt nur 50% seiner Einsätze als Gewinn wieder
zurückerhält.
Mit wachsender Zahl der Einsätze verliert also das Zahlenlotto den Charakter
des Glücksspieles und wird zu einem berechenbaren Geschehen auf der
Basis der Wahrscheinlichkeitsrechnung und der Spielregeln. (Zitat aus:
Wahrscheinlichkeit und Zufall)
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