Roulette Lexikon

Modellversuch einer Gewinnoptimierung

   (K.v.Haller's Roulette Lexikon, S.246  bis 253)     Roulette Lexikon Rechenbeispiele

Rudolf Bechmann ließ eine Favoriten-Methode mit Progression auf die vier Spitzenreiter innerhalb von 40 Coups austesten, deren Marsch Martin Jung in seinem Buch „Roulette richtig gespielt“ als System Nr.6 beschrieben hat. Hierbei ist zu beachten, daß bei gleicher Häufigkeit mehrerer Zahlen immer die neuen (also die zuletzt erschienenen) Favoriten gegen die alten ausgetauscht werden. Alle Zahlen, die 3 mal oder häufiger erschienen sind, gelten als Favoriten. Bechmann übernimmt auch die 20stufige Progression dieser 4 Pleinzahlen, wobei maximal je 48, d.h. insgesamt 192 Stücke eingesetzt werden. Kommt innerhalb dieser 20 Sätze kein Treffer zustande, so ist ein Platzer von 192 Stücken hinzunehmen. Nach jedem Treffer wird selbstverständlich von vorn begonnen.

Uns interessiert in diesem Zusammenhang vor allem der Weg, wie Bechmann zu einer Optimierung dieser Methode gelangt ist. Er beschreibt dies (in der „Rollenden Kugel“ Nr.105, Seite 3897 ff.) wie folgt:

„Zunächst wurde dieses Favoritenspiel mit Hilfe eines Computers mit dem Ziele untersucht, das günstigste Gewinn-und Verlustlimit festszustellen. Permanenzen wurden wahllos durchgespielt. Bewußt wurde hierbei darauf verzichtet, Permanenzen eines bestimmten Casinos, eines bestimmten Tisches oder gleicher Länge zu verwenden.“

In allen 29 geprüften Tagen kam es zu maximalen Gewinnen zwischen +50 und +631 [Stücken], mit Ausnahme eines einzigen Tages, wo der Saldostand nicht über den kleinsten Verlust von -26 hinauskommt. Die höchsten Verluste liegen zwischen -20 und -1006.
Das Endergebnis nach 9625 bespielten Coups beläuft sich auf -2004 Stücke.

„Das Ergebnis zeigt, daß von den 29 untersuchten Permanenzen alle bis auf eine einzige (irgendwo) einen Plus-Saldo aufweisen. Damit stellt sich die Frage nach dem günstigsten Zeitpunkt des Spielabbruches. Daß es unbedingt im Plussaldo abgebrochen werden muß, ist aus der Summe der Endergebnisse, die einen Minussaldo von 2004 Stücken zeigt, klar ersichtlich.“

Zu welchen Ergebnissen kommt nun der Systematiker bei unterschiedlicher Begrenzung der Gewinne bzw. bei unterschiedlichem Spielabbruch:

Abbruch bei: +50 E +100 E +150 E +200 E
erzielbarer Gesamtgewinn: +1112 +560 +370 -312

Nach dieser groben Unterteilung erweist sich eine Limitierung des Gewinns auf mindestens 50 Einheiten zunächst als am günstigsten.

Je niedriger die angestrebte Gewinnhöhe, um so geringer ist die Anzahl der erforderlichen Satzcoups. Bechmann hat das als optimal erkannte Gewinnziel dann noch einmal anhand der Permanenzen von 1. bis 28.Januar 1961 Baden-Baden untersucht und aus diesem Volumen von ca. 10000 Coups eine ununterbrochene Permanenzstrecke gemacht.

Wir geben hier seine veröffentlichten Resultate wieder, weil sich daran noch eine Kritik anknüpfen soll. Nachfolgend die vom Computer ermittelten Ergebnisse:

In Spalte 1 wird die Anzahl der Spiele angedruckt, die benötigt werden, um einen Gewinn von mindestens 50 Einheiten zu erreichen.

In Spalte 2 ist abzulesen, wie hoch der Stand entweder vor Erreichen der 50 Einheiten oder vor dem Spielabbruch bei -1000 Einheiten war.

In Spalte 3 ist der Kapitalbedarf ersichtlich. Sie gibt an, wie hoch der größte Minussaldo war, bevor die 50 Einheiten erreicht wurden.

In Spalte 4 steht das Endergebnis, d.h. wieviele Einheiten mit dem zuletzt gewinnenden Staffelsatz erzielt wurden bzw. wie hoch der Verlust durch Abbruch bei -1000 Einheiten war. Es verbleibt ein Gewinn von 2903 Einheiten, obwohl die Gesamtstaffel zweimal in etwa verloren wurde.

 
Anzahl der Spiele Maximaler Gewinn Maximaler Minussaldo Endergebnis
51 +33 -7 +59
46 +17 -16 +50
61 +45 -55 +77
78 +31 -172 +65
66 +34 -66 +66
44 +33 0 +58
567 +32 -462 +58
46 +29 -4 +50
57 +47 -48 +68
293 +38 -444 +55
49 +46 -12 +75
43 +33 0 +62
46 +17 -16 +50
51 +26 -40 +59
60 +38 -12 +56
253 +34 -429 +67
61 +39 -27 +52
65 +48 -48 +73
56 +35 -56 +68
63 +43 -32 +52
53 +21 -12 +55
60 +40 -59 +73
136 +43 -223 +58
48 +46 -20 +79
133 +20 -200 +53
55 +29 -35 +64
111 +26 -204 +58
81 +46 -88 +81
56 +35 -64 +60
76 +42 -90 +76
53 +42 -16 +59
69 +48 -64 +74
70 +41 -58 +58
52 +34 -24 +63
137 +19 -320 +52
79 +22 -152 +57
92 +43 -127 +76
51 +29 -4 +63
222 +46 -356 +78
53 +25 -15 +51
68 +39 -56 +62
225 +25 -415 +58
45 +25 -8 +54
652 0 -987 -1007
61 +34 -14 +52
50 +33 0 +67
53 +25 -15 +51
44 +29 -4 +58
1394 +49 -783 +82
82 +36 -40 +59
57 +47 -19 +72
75 +44 -27 +54
605 +44 -583 +65
53 +38 -16 +59
45 +29 -4 +54
53 +42 -4 +59
159 +39 -241 +58
46 +33 0 +50
72 +49 -100 +67
52 +34 -32 +59
54 +30 -8 +55
133 +38 -188 +64
54 +38 -4 +55
46 +17 -16 +50
52 +34 -8 +63
74 +32 -100 +65
66 +16 -116 +50
45 +25 -8 +54
57 +32 -100 +65
54 +42 0 +55
52 +18 -48 +51
46 +25 -8 +50
59 +32 -100 +57
44 +25 -8 +58
138 +37 -178 +71
69 +45 -100 +54
373 +35 -994 -1002
75 +44 -154 +69
61 +48 -64 +77
50 +38 0 +71
65 +38 -62 +70
59 +35 -48 +60
ges.:   9360 ges.: +2903

Welche Erkenntnisse gewinnen wir aus dieser Primärstatistik?

Simuliert wurden: Spielabschnitte 82, Gesetzte Coups 9360, durchschnittlich 114 Coups, Endergebnis = +2903, durchschnittlich +35,4 Stücke je Abschnitt.

Wenn wir uns die Ergebnisse genauer ansehen, stellen wir fest, daß 16 Abschnitte mehr als 100 Coups erfordert haben und daß genau diese überlangen Abschnitte auch den jeweils größten Minussaldo im Spielverlauf, d.h. Kapitalbedarf aufweisen. Außerdem gehören die beiden großen Platzer mit je ca. 1000 Stücken Verlust dazu. Hier finden wir den Ansatzpunkt, um das Ergebnis zu selektieren in „einfache“ und „schwierige“ Spielabschnitte.

Die „einfachen“ Spielabschnitte weisen folgende Daten auf:

66 Abschnitte bis maximal 99 Coups
insgesamt dabei gesetzte Coups (Länge): 3829 (durchschnittlich 58 Coups je Abschnitt)


Gesamtgewinn: +4035 (durchschnittlich 61 Stücke je Abschnitt)
Höchster Minussaldo: -172 (durchschnittlich -41,4 Stücke)

Die „schwierigen“ Spielabschnitte weisen folgende Daten auf:

16 Abschnitte über 100 Coups
insgesamt dabei gesetzte Coups (Länge): 5531 (durchschnittlich 346 Coups je Abschnitt)

Gesamtverlust: +1132 (durchschnittlich -71 Stücke je Abschnitt)
Platzer (ab -1000 Stücke) 2
Höchster Minussaldo (vor Platzer): -994 (durchschnittlich -438 Stücke)
Höchster Zwischenplus-Stand: + 49 (durchschnittlich + 32,8)

Nur in einer der 16 schwierigen Partien wurde kein Zwischenplus-Stand erzielt.
Soweit die gegebenen und objektiv zu ermittelnden Daten der Ergebnisstatistik von oben zitierter Simulation.

Welche weiteren Rückschlüsse lassen sich ziehen?

Obwohl sich ablesen läßt, dasß selbst die schwierigen Abschnitte irgendwann im Schnitt einen Stand von +32,8 erzielt haben (die Regel heißt: durchspielen bis mindestens +50), wissen wir nicht, wann dieser Plusstand erzielt wurde. Angesichts der durchschnittlich 438 riskierten Stücke innerhalb dieser dieser schwierigen Partien ist mit Rücksicht auf die jeweils erforderlich gewesene Anzahl von Coups zu vermuten, daß die maximalen Überschüsse sicherlich vor und nicht nach dem 99.Coup angezeigt gewesen sind. Anders läßt sich jedenfalls nicht erklären, daß die höchsten Verlustsalden immer mit dem längsten Coupbedarf einhergehen. Das heißt verallgemeinert: Je länger gespielt werden mußte, um so größer war auch der maximale Kapitalbedarf. Deshalb hatten auch die beiden Platzer den höchsten Kapitalbedarf.
Unsere Überlegung, die geprüfte Methode weiter zu optimieren, geht also dahin, sie sowohl vom Coupbedarf wie vom Minussaldo her zu limitieren.

Die 16 schwierigen Partien zeichnen sich durch zwei Merkmale aus:

- sie erfordern alle mehr als 175 Stücke Kapital
- sie erfordern alle mehr als 99 Coups

Folglich begrenzen wir die 16 schwierigen Partien nach diesen beiden Gesichtspunkten. Ein Platzer entsteht jetzt dadurch, daß der Minussaldo den Stand von -175 Stücken erreicht.
Damit wird keine der positiv abgeschlossenen einfachen Spielabschnitte tangiert, weil in diesen 66 verbleibenden Partien maximal -172 erreicht wurde.

Dennoch wissen wir nicht, wieviele der schwierigen Partien wegen -175 und wieviele nach dem 99.Coup abgebrochen werden müßten, ohne daß ein so hoher (oder überhaupt ein Minussaldo) Kapitalbedarf erforderlich gewesen wäre. Da das Erzielen des Gewinnlimits in den einfachen wie schwierigen Partien nie vorher erkennbar wird (es kann durch ein „Tal“ von -172 führen !) müssen wir uns auf Abgrenzungen festlegen:

Spielende nach Saldo +50 oder mehr
nach 99 Coups
nach Saldo -175 oder mehr

Das Erreichen des Minussaldo von -175 kann vor dem 99.Coup eintreten. Er kann auch schon beim 40.Coup eintreten. Andererseits muß nach dem 99.Coup durchaus kein Verlust vorliegen, der Saldo kann theoretisch sogar +49 Stücke betragen. Wir wissen nicht, wann dieser höchste Plusstand erreicht wurde. Ganz wahrscheinlich jedoch vor dem 99.Coup und nur in seltenen Fällen nach dem 99.Coup. Um zu einem mutmaßlichen Gewinnergebnis zu
kommen, wollen wir ein salomonisches Urteil fällen und sagen: In 8 schwierigen Fällen wurde bei dieser Grenzmarke ein unbekannter Plusstand (+0) und in den anderen Fällen der maximale Minusstand von -175 Stücken erreicht.

Unter dieser Annahmen ließe sich zunächst folgende Rechnung aufmachen:

66 leichte Abschnitte +4035 Stücke in 3829 Coups
8 schwierige Abschnitte -1400 Stücke in 792 Coups
8 schwierige Abschnitte +- Null Stücke in 792 Coups
________________________________________________________

82 Abschnitte +2635 Stücke in 5413 Coups

Eine offene Frage bleiben die nicht verarbeiteten 3947 Coups infolge der 16maligen Limitierung auf 99 Coups. Dies waren die „unfruchtbaren“ langen Strecken, von denen zwar 14 doch noch ins geforderte Plus geführt wurden, 2 Angriffsabschnitte aber in den teuren Platzer von insgesamt -2009. In der Beurteilung dieser entstandenen Restmenge liegt die besonders problematische Kalkulation. Dennoch können wir diese Coups nicht unter den Tisch fallen lassen, weil dies eine Fortsetzung der Simulation bzw. Buchführung bis zu den theoretischen Abschlußgewinnen oder den beiden Platzern erfordern würde.

Nach ursprünglicher Erfahrung wurden für 82 Angriffe unter der neuen Limitierung 5413 Coups verarbeitet, durchschnittlich also für jeden Abschnitt 66 Coups (statt bisher 114). Eigentlich spricht kein Grund gegen die weitere Annahme, daß auch die restlichen 3947 Coups nach den gleichen Verhältnissen zu beurteilen wären. Denn auch in den bisherigen langen schwierigen Spielabschnitten waren ja Schwankungen enthalten und wurden große Minussalden durch niedrigere Verluste ausgeglichen, nur eben nicht der geforderte Plusstand erreicht.

Deshalb halten wir es für zulässig, mit folgenden Werten zu rechnen:

Von den weiteren 60 Angriffsabschnitten werden bringen

48 leichte Abschnitte +2928 in 2784 Coups
5,9 schwere Abschnitte -1050 in 584 Coups
5,9 schwere Abschnitte +/- 0 in 584 Coups
_______________________________________________

weitere
60 Abschnitte +1878 in 3952 Coups
+ urspünglich
82 Abschnitte +2635 in 5413 Coups
_______________________________________________

geschätzt:
142 Abschnitte +4513 in 9365 Coups


Daß durch eine solche Limitierung natürlich auch der Kapitalbedarf ganz erheblich ermäßigt wird, sollte schon aus den vorherigen Überlegungen klar geworden sein.

Es bleibt der Zukunft überlassen, ob unsere Schätzungen durch einen weiteren Computertest*  mit entsprechenden Begrenzungen ihre Bestätigung finden wird.


© 2000-2006   Copyright by K.v.Haller & Paroli.de
nach oben      Roulette Lexikon     Roulette     Roulette Lexikon Beispiele