Systemmarkt-News, der Info-Brief zum Thema Roulette und Systemspiel
  Nachdruck der SPIEGEL-Titel-Story über Benno Winkel in den Systemmarkt-News Nr.39 und 40 (nur Text)

 

Roulette als Titelthema im SPIEGEL! (1954)
   Gewinnen ist ein Beruf
 
Eine Welle von Ausgelassenheit schwappte am Abend des 14.September durch den eleganten Salon des Hamburger Hotels „Atlantic“, nachdem die Innenaufnahmen für das Filmlustspiel „Ingrid - die Geschichte eines Photomodells“ fertiggedreht worden waren.
 
Ein Dutzend Filmgirls - Nachwuchsschauspielerinnen und Tänzerinnen - quirlte munter in den Sektgläsern, die immer wieder neu gefüllt wurden. Gastgeber war ein junger Krösus, der selbst gern Photomodell mimt. Er zog eine hübsche schwarzhaarige Statistin auf den Schoß und küßte, als Araberscheich verkleidet, dem 18jährigen portugiesischen Pin-up-Girl Hannita Hallan den linken Zeigefinger. Ein Bildreporter mußte in zweihundert Aufnahmen die neckischsten Posen festhalten.
Der Spleen, sich im Glanze hübscher Girls zu sonnen oder sich mit Löwenbabies und Eisbären photographieren zu lassen, gehört zum Zeitvertreib des Gastgebers. Er ist kein Adonis und kein echter Bel ami, aber er rühmt sich seit Monaten eines Vermögens von eineinhalb Millionen Mark. Außer vielen Freundinnen besitzt er vier Autos und einen Schrank voller Anzüge von letztem modischen Schnitt, darunter ein Modell, das auf dem deutschen Schneidertag am 5. September mit einer Goldmedaille preisgekrönt worden ist.
 
Unter seinem spitzen Kinn kräuselte sich ein haariges Attribut, das er als „Assyrerbart“ bezeichnet. Erst vor kurzer Zeit gab dieser Golden boy seinen schlichten bürgerlichen Namen Benno Eitel Winkel der Öffentlichkeit bekannt. Er nennt sich, wenn man nach seinem Beruf fragt, „Kaufmann“, lebt aber - das wurde inzwischen gerichtsnotorisch - seit Jahren vom Glücksspiel.

Das Internationale Institut für Rouletteforschung hat ihm den Ehrennamen „Bezwinger der Spielbanken und erfolgreichster Spieler unseres Jahrhunderts“ verliehen. Er selbst läßt sich am liebsten „Roulette-König“ titulieren.
 
Noch vor einem Jahr entrüstete sich ein Hamburger Richter darüber, daß ein ausgewachsener Mann sich mit einer „so brotlosen Kunst durchs Leben schlägt“. Schon damals war Benno Winkel elegant gekleidet. Zur Gerichtsverhandlung hatte er auf Anraten seines Rechtsanwaltes sogar seine Krawatte geknotet, um seriöser zu erscheinen. Sonst läßt er sie in extravaganter Art knotenlos aus dem Hemdkragen baumeln.
 
Winkel war damals des versuchten Betruges angeklagt, weil er auf einem Waschzettel mit der Überschrift „Es ist erreicht“ ein sogenanntes Ernährungssystem zum Kaufpreis von 50 Mark (zahlbar in zwei Raten) angeboten hatte. Dieses System sollte laut Waschzettel geeignet sein, „allen interessierten Roulette- Freunden mit starken Nerven und guter Konzentrationskraft“ bei einem Betriebskapital von nur 120 Mark „eine ständige Nebeneinnahme“ zu verschaffen.
  
Der 'König des Roulette', Benno Winkel, posiert mit einer Schauspielerin
Winkel garantierte sogar: „Ich bin bereit, Ihnen die Anzahlung von 120 Mark und eine Aufwandsentschädigung von 20 Mark - also insgesamt 165 Mark - zurückzuerstatten, falls Sie mir nachweisen, daß Ihr Spielkapital verlorengegangen ist oder auch nur verlorengehen kann.“
 
Der Richter wußte nicht, daß einer seiner pensionierten Kollegen im Casino Travemünde sich fast täglich mit einem solchen „Ernährungssystem“ eine kleine Nebeneinnahme verschafft. Die Verlustchancen sind dabei ebenso gering wie die Gewinne, da der „Ernährungsspieler“ nur mit kleinsten Einsätzen operiert.
 
Winkel verteidigte sich sehr geschickt mit Kostproben der einschlägigen wissenschaftlichen Literatur über Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Gesetze des Zufalls.Als Gerichtssachverständiger hatte sich der Hamburger Mathematikprofessor Dr. Lothar Collatz zur Verfügung gestellt. Er verwarf souverän Winkels autodidaktische System-Thesen unter Berufung auf den empirischen Grundsatz des verstorbenen Professors für Aerodynamik und angewandte Mathematik an der Harvard-Universität in Boston, Richard von Mises: „Wir arbeiten eben mit der streng genommen nicht überprüfbaren Annahme der ‘Unmöglichkeit eines Spielsystems’, weil sie durch die ungezählten Versuche unglücklicher Systemspieler nahegelegt wird.“ (Winkel verschwieg aus opportuner Zurückhaltung, daß er damals über 100 000 Mark durch Systemspielen „verdient“ hatte.)
 
Schließlich wurde Winkel freigesprochen, nachdem er zum Beweis der Behauptung, daß er kein Betrüger sei, sondern ernsthaft jahrelang gearbeitet habe, mit meterlangen Statistiken und Kurvenblättern angerückt war. Dem realistischen Professor Coollatz schwindelte: „Es ist schade um die Zeit, die darauf verwendet worden ist.“ Das reizte Winkel im gekränkten Stolz des Fanatikers erst recht zum Widerspruch: „Bei mir ist die Zeit nicht zu schade, sondern dies ist der Sinn meiner Zeit.“

Roulette - Kessel und Tableau
   Den Keim zu dieser merkwürdigen Lebensauffassung hat vor vierzehn Jahren ein Studienrat am Hamburger Wilhelm-Gymnasium gelegt. Er traktierte seine Oberschüler nicht nur mit Rechenschieber und Logarithmentafeln, sondern auch mit der abseits vom eigentlichen Unterrichtspensum liegenden Kombinatorik, der Grundlage der Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Die meisten Schüler konnten dabei kaum folgen. Nur der mathematisch hochbegabte Rektorsohn Benno Winkel begriff dieses Jonglieren mit Zahlen und arithmetischen Reihen. Der Studienrat hatte seine Freude daran, aus dem blassen Filius des 1933 abgesetzten Volksschulrektors Max Winkel aus Geierswalde in Ostpreußen ein kombinatorisches Talent zu machen.
Dieser Mathematik-Sport nahm ein jähes Ende, als das Wehrbezirkskommando dem Benno Winkel zum 30.November 1942 einen Gestellungsbefehl in die elterliche Wohnung schickte. Der Kommiß konnte allerdings den schmächtigen Jungen nicht verdauen. Wegen akuten Magenleidens wurde der verhinderte Rekrut bei allen weiteren Nachmusterungen für „zeitlich untauglich“ befunden. Er benutzte diese Wehrdienst-Untauglichkeit nicht nur zu medizinischen Kuren, sondern stand mitten im totalen Krieg,
als seine Schulkameraden an der Ostfront die „Stalinorgeln“ pfeifen hörten, mit hektisch geröteten Wangen am kreisenden Roulette der Spielkasinos. Auch während des totalen Krieges blieben die Spielkasinos Baden-Baden, Zoppot und Baden bei Wien geöffnet.
 
1943 machte Winkel im Casino Baden bei Wien mit kleinsten Einsätzen sein erstes Spiel. Er hatte sich inzwischen Einblick in sogenannte klassische Roulette-Systeme verschafft, deren Zahl über tausend liegt. 1944 pickte die Gestapo den jungen Hasardeur auf und sperrte ihn vier Wochen lang in ein festes Haus. Darauf arbeitete er einige Monate als kaufmännischer Angestellter. Im Wirbel des Zusammenbruchs landete Winkel schließlich wieder in Hamburg und betätigte sich hier in Nachkriegsgeschäften. 1950 wurde er Besitzer eines Ecarté-Clubs und Teilhaber an zwei ähnlichen Unternehmen , gab aber dieses Gewerbe bald wieder auf. Dann brütete er monatelang in seinem Studien-Kabinett - einer Art Miniatur-Museum des Roulettespiels - über seinen eigenen Systemen; das heißt, er wandelte ab und versuchte zu perfektionieren, was andere vor ihm in Hunderten von Schwarten fixiert haben. Dabei stieß er u.a. auch auf sein „Ernährungssystem“, über das sich die Juristen wunderten.
Winkel selbst spielte ab 1952 bereits mit „längerem Atem“ und setzte seine ganze Rücklage von 5000 Mark aufs Spiel. Die Gewinne häuften sich, je länger er durchhielt. Allerdings verlor er auch wieder, einmal 150 000 Mark in einer Woche. Er will dann weiter an seinen Systemen („Ich habe nicht nur eins, sondern jongliere mit mehreren“) gefeilt haben und führt seine große Erfolgsserie ab Dezember vergangenen Jahres auf diese Filigranarbeit zurück. Er spielte in Dutzenden von Casinos, einschließlich Monte Carlo, wo er nur 12 000 Mark gewann.

 
Winkel verfügt über einen Stapel von fünfzig Jahreseintrittskarten, für die er 5000 Mark bezahlte. Die meisten Gewinne aber heimste er im Casino Travemünde ein, und zwar in mehreren Etappen insgesamt 700 000 Mark.

Zitat von Benno Winkel: 'Jeder professionelle Spieler
	weiß, daß er sich nur wellenförmig vorspielen kann.'

Vor jedem geplanten Großangriff läßt Winkel erst einmal sämtliche Coups (Treffer) der vergangenen Wochen notieren. Allein in Travemünde „arbeiten“ für ihn acht Beobachter für einen Tageslohn von zwanzig Mark pro Person. Aus den von ihnen notierten Zahlenreihen (sogenannten Permanenzen) zieht er dann das Fazit für seinen neuen Angriff. Er stellt ganze Kolonnen von Zahlen zusammen, die nach den geläufigen Wahrscheinlichkeitsgesetzen eine große Anzahl von Treffern enthalten sollen.
 
Amateure, die mit wenigen Zügen viel gewinnen wollen und deshalb ihre Chips genau so placieren wie Winkel, sind oft enttäuscht. Sagt Winkel: „Jeder professionelle Spieler weiß, daß er sich nur wellenförmig vorspielen kann. Man muß mitunter einen langen Atem haben, um wieder auf den Gipfel zu kommen.“ Deshalb bringt Winkel mindestens 50 000 Mark an den Spieltisch mit.
 
Die Spannung in dem weißen Casino-Palast an der Ostsee stieg auf den Siedepunkt, als auch noch ein zweiter Meister des Systemspiels, der Wiener Buchmacher Erich Puch, 43, mit seiner Gruppe über die Spieltische von Travemünde herfiel. Puch läßt hauptsächlich seine Ehefrau und seine schmuckbehängte schwarzhaarige Assistentin Hildgard Hübner, 23, die am Gewinn beteiligt ist, am grünen Zahlenteppich „arbeiten“. Sie setzten stur jeden Tag die Zahlenreihe, die er ihnen mittags auf den einen Zettel in die Hand drückt. Puch selbst, den die Atmosphäre des Spielsaals aufregt („Das Spiel ist eine eigene Macht, die das Denken vernebelt“), bleibt im Hintergrund oder sieht zur Ablenkung Filme an. Seiner Assistentin ist vertraglich jeder Umgang mit Männern untersagt, damit das „Betriebsgeheimnis gewahrt“ bleibt.
 
Die Folgen des systematischen „Bandenspiels“ zeigten sich sehr bald: Die Spielbank Travemünde hatte von Januar bis Juli etwa 1 250 000 Mark weniger Brutto-Einnahmen als während der gleichen Monate im Vorjahr. Diese Summe haben die beiden organisierten Spielsyndikate weggetragen.
 
Nach dieser Bilanz unterbreitete der 31jährige Winkel dem doppelt so alten Casino-Direktor Henri Neid Anfang August das Angebot: Er, der Roulette-König, werde sofort mit seinem ganzen Mitarbeiterstab aus Travemünde abrücken und niemals wiederkommen, wenn die Bank ihm eine monatliche Leibrente von 50 000 Mark aussetze und ihn außerdem mit etwa zehn Prozent am Jahresgewinn beteilige.
 
Direktor Neid strich seinen wohlgepflegten Bart und sagte nur: „Das ist wohl ein Witz.“ Neid, der alle Schliche des Roulettespiels seit seiner Jugend kennt, hält an der Version fest, Winkel sei nichts als ein raffinierter „Bandenspieler, der eben Glück gehabt hat“. Darauf kündigte Winkel eine neue Offensive gegen den weißen Spielbank-Palast an der Ostsee an, die jetzt beginnen soll.
 
Die Hartnäckigkeit, mit der er die Travemünder Spieltische belagert, hat tiefere Gründe. Er möchte in erster Linie eine alte Rechnung mit Henri Neid aus den Jahren 1948/49 begleichen. Damals wurden in der Bundesrepublik die ersten Spielbanken eröffnet. Der junge Nachkriegskaufmann („Ich machte Export- und Importgeschäfte auf eigene Rechnung“) hatte sich an eine Finanzgruppe gehängt, die in Travemünde ein Casino gründen wollte. Doch wurde seine Gruppe über Nacht „von Leuten aus Belgien“ ausmanövriert.
 
Mit diesen Reminiszenzen rührt der Roulette-Millionär an Vorgänge, die in dicken Faszikeln der Gerichte in Hamburg, Lübeck und Kiel aktenkundig sind. Alle Entwicklungswege der Spielbank Travemünde führen zurück in die Landschaft am Hohen Venn, jenseits der deutschen Landesgrenze. Von dort stammen die beiden Granden des Casinos: Hauptgesellschafter Isidore Prosmans, der Geldmann, und Henri Neid, der Fachmann.

Henri Neid, der Experte auf den Gebieten Roulette und Casino
   Der heute 62jährige Neid hat die prickelnde Atmosphäre des Glückspiels schon als Schuljunge in sich aufgenommen, wenn die Kavalkade der Spieler in eleganten Landauern durch seinen Heimatort Moresnet brauste, und sich in dem einzigen erlaubten Casino weit und breit - dicht in der Nähe des väterlichen Kramladens - an die Spieltische setzte. Dann drückte sich der kleine Ladenstift die Nase am Casinofenster platt und wünschte sich, ein reicher Mann zu werden, statt lebenslänglich Petroleum und Heringslake im väterlichen Laden zu riechen. Das damals so stark frequentierte Casino lag im merkwürdigsten Zipfel Westeueropas: in der Enklave der Vergessenheit „Neutral-Moresnet“. Dieser etwa 360 Hektar große Zipfel zwischen Belgien und Deutschland war bei der Grenzziehung nach dem Wiener Kongreß 1814/15 durch einen Vermessungsfehler außer acht
geraten. Nachdem das Versehen bemerkt worden war, einigten sich die Anrainer, das Gebiet als neutral zu respektieren.
Mit dem ersten Weltkrieg ging auch die Neutralität von Moresnet zu Ende. Das Spielcasino hatten schon vorher preußische Gendarmen geschlossen. Moresnet wurde von Belgien einkassiert. Henri Neid optierte zwar für Belgien, suchte aber sein Glück hauptsächlich im deutschen Aachen und später in Saarbrücken, wo er Kaffeehäuser aufmachte.
Als in den zwanziger Jahren Moresnet wieder Hasard gespielt werden durfte, zur Belebung des Fremdenverkehrs, gründete Neid - zusammen mit einem biederen Bäckermeister - den „Union-Club“. 1930 hatte er bereits genug Geld beisammen, um auf eigene Faust ein kleines Spielcasino in Chaudfontaine bei Lüttich zu eröffnen. Nach dem deutschen Einmarsch 1940 ließ er sich dann von dem deutschen Oberfeldkommandanten in Lüttich, General Keim, die Konzession für das luxuriöse Casino in Spa erteilen. Erst kurz vorher hatte Neid den blonden Mannequin Hedwig Mackowiak, ehemalige Schönheitskönigin von 1928 aus Elberfeld, geheiratet.

 
Spa entwickelte sich zum Dorado der belgischen Lebewelt. Der Oberfeldkommandant genehmigte Neid sogar eine Omnibuslinie, damit die Geldleute, die sich an Wehrmachtslieferungen und Lebensmittelschiebungen bereichert hatten, bequem an die Roulettetische gelangen konnten. „In Spa wurde damals sagenhaft hoch gespielt“, weiß General Keims früherer Dolmetscher. „Die dicksten Brieftaschen schmolzen dahin. Neids Küche und Keller boten auch noch 1944 den reichen Gourmets exquisite Leckerbissen. Die Gestapochefs Graf und Lücke gingen bei Neid ein und aus.“ Als die deutschen Truppen abgezogen, hatte Neid ein stattliches Vermögen angesammelt, das ihm die nationalistischen Resistenzler der „Armée blanche“ mißgönnten. obwohl Neid sich ihrer auch bisweilen wohlwollend erinnert hatte. Eine belgische Zeitung schrieb damals: „Neid ist der Typ des Opportunisten, sein Vaterland ist das Land, in dem er das meiste Geld verdienen kann.“ Nach einer belgischen Aufrechnung hatte Neid während des Krieges einen Vermögenszuwachs im Werte von rund einer Million Dollar zu verzeichnen gehabt.
 
Die Amerikaner fühlten sich nach 1945 in der Etappe von Spa ebenso wohl wie ihre deutschen Vorgänger. Aber das Casino war tot. Neid saß achtzehn Monate in einem Internierungslager, bis ein stämmiger CIC-Offizier sich für ihn einsetzte. Dieser geschäftstüchtige Funktionär des amerikanischen Geheimdienstes, Robert Prince aus Ohio, interessierte sich allerdings weniger für Neid persönlich als für dessen Sekt- und Kognakvorräte und Neids Schwägerin Elisabeth Mackowiak. Schließlich heiratete CIC-Prince die aus Frankfurt evakuierte Dame, bevor er nach Deutschland versetzt wurde und später eine Schlüsselposition bei einer Betreuungsstelle für „Displaced persons“ in Hamburg erklomm.
Es war die Zeit der Spielbankgründungen. In Bad Neuenahr hatte sich bereits am 15. Dezember 1948 die Roulettescheibe zum erstenmal gedreht. Auch in Norddeutschland suchten die verschiedensten Interessengruppen (darunter Benno Winkel innerhalb einer Finanzgruppe „Keller-Berger“) bei der schleswig-holsteinischen Landesregierung um eine Spielbank-Konzession nach. In Führung lag der Pächter des Kurhauses im Sol- und Moorbad Segeberg, Werner Lang. Es fehlten ihm aber finanzkräftige Hintermänner.
  Da interessierte eine mit Lang bekannte Modeschöpferin aus Brüssel, die über so gute internationale Beziehungen verfügte, daß man ihr schon im ersten Weltkrieg Kontakte à la Mata Hari nachgesagt hatte, einen ihrer reichsten Bekannten, den belgischen Industriellen Isidore Lucien Victor Prosmans, 42, für dieses Projekt.

                     
   Robert Prince   Isidore Prosmans   Alastair McKinnon

Auch Neids Schwager Prince hatte inzwischen bei Casino-Planer Lang vorgefühlt. Der belgische Millionär Prosmans und der nicht minder geschäftstüchtige Neid-Schwager erkannten sehr bald: Das verträumte Segeberg entsprach nicht ihrem Plan, im Norden ein feudales Ersatz-Casino für das verlorengegangene Zoppot zu schaffen. Sie fanden das Ostseebad Travemünde viel attraktiver. Dort hatte sich schon einmal - bis zum Verbot 1872 - ein munterer Spielbetrieb entfaltet.


Fortsetzung der SPIEGEL-Titel-Story  auf der  nächsten Seite.  

 

Roulette Analysen        Fortsetzung (Teil 2)