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Roulette Lexikon
Unverlierbare Progression
(K.v.Haller's Roulette Lexikon, S.444
bis 448)
Fritz Werntgen, der Erfinder der
Unverlierbaren Progression, ging von der richtigen
Voraussetzung aus, den Einsatz nicht nach Verlust, sondern nach Gewinn zu
steigern, also mit dem Geld der Bank zu progressieren. Gefährlich
können dem Spieler dabei nur die ausgeglichenen Nummernfolgen werden,
die sein Kapital allmählich aufzehren. Es ist nicht die Progression
im Gewinn, die einen etwaigen Verlust des Kapitals verursachen könnte,
sondern allenfalls das Ausbleiben von Gelegenheiten, in denen die Satzsteigerung
zum Zuge kommt. Der in Spielerkreisen bekannte Begriff der
Unverlierbaren Progression ist also keine
Gütebezeichnung, sondern ein Gattungsbegriff, den Werntgen in den
dreißiger Jahren publizierte. Als Satztechnik wandte er dabei die
Labouchére, die amerikanische Abstreichprogression an.
Diese Progression, auch Labby genannt, war vor dem Ersten Weltkrieg
bei den Engländern in Monte-Carlo sehr beliebt. Sie wurde lange für
unfehlbar gehalten, ist jedenfalls für Bank wie Spieler sehr
gefährlich. Für die Bank, wenn sie ein mutiger und
kapitalkräftiger Roulette -Spieler in Verbindung mit einem den Ecart
einschränkenden Sicherheitssystem anwendet, für den Spieler einfacher
Systeme, weil die Ecarts außerordentlich hohe Sätze verlangen
können. Heute spricht man bei dieser Satztechnik allgemein von der
(amerikanischen) Abstreichprogression, wozu auch die sogenannte
Johnson-Progression gehört.
Im Prinzip schreibt man einige mehr oder weniger lange Staffeln von theoretischen
Verlustsätzen vor, die es zu tilgen gilt. Oder man schreibt zwei Satzziffern
an, z.B. 1 - 1 , immer untereinander geschrieben. Die oberste und unterste
gestrichene Zahl werden miteinander addiert, was stets den neuen Satz ergibt.
Verliert der Satz, wird die letzte Verlustziffer wieder mit der ersten als
neuer Satz addiert. Gewinnt er, werden beide addierten Ziffern und der Satz
gestrichen. Sind noch Verlustziffern vorhanden, so ergibt sich immer aus
der Addition der ersten und letzten noch nicht abgestrichenen Ziffer der
Satz, bis alle Verluste getilgt sind.
Karl Alexander erkannte den Nachteil der U.P. ganz klar: Alle
bisherigen Versuche auf dem Gebiet der unverlierbaren Progressionen weisen
noch einen gewissen Nachteil auf: Bei längerer Zeit ausgeglichenem
Spielverlauf können Verluste entstehen, die infolge ihrer allmählich
erreichten beträchtlichen Höhe selbst durch einen erheblichen
Aufschwung mit der Satzsteigerung nur unter hoher Beanspruchung der Nervenkraft
wieder eingeholt werden können. Man müßte daher einen Weg
finden, zunächst ein geringeres Plus zu erreichen, aus dem dann wieder
zugesetzt werden kann. Zweitens muß eine Möglichkeit geschaffen
werden, die Verluste wenigstens zum Teil aufzufangen. Selbst die unmittelbare
Anwendung auf Schwarz und Rot müßte ertragreich gestaltet werden
können. Eine solche Satzsteigerung könnte man als die absolute
Progression bezeichnen, da sie den Spieler unabhängig von einem
bestimmten Marsch macht, also zusätzliche Aufzeichnungen und Berechnungen
erspart.
Sie würde nur durch die ihr innewohnende Antriebskraft zum Gewinn
führen, ohne daß es wesentlich wäre, welche Farbe im Einzelfall
gesetzt würde. Aber leider existiert eine solche ideale Steigerungsart
bis heute noch nicht; der Forschung sind in dieser Richtung alle Tore
geöffnet.
Ein frommer, jedoch unerfüllbarer Wunsch, wie mir scheint. Und ganz
sicher der falsche Weg. Helmut Schubert hat diese Frage der absoluten
Progression viel später noch einmal aufgegriffen, weil auch er
zu der Überzeugung gelangte, daß es keine
Gesetzmäßigkeit gibt, die es uns gestattet, bei einem Spiel mit
gleichbleibendem Einsatz zu gewinnen. Daher bleibt uns nur die
Progression. Eine absolute Progression wohlgemerkt soll einzig und
allein aufgrund einer mehr oder weniger raffinierten Variation der
Einsatzhöhe gewinnen, gleichgültig, wohin man setzt. Natürlich
bestreitet auch Schubert, daß es eine solche Progression geben kann.
Vergegenwärtigen wir uns doch das Grundprinzip aller Progressionen:
Man versucht die Höhe der Einsätze laufend so zu verändern,
daß die Verlustcoups auf niedrigere Sätze fallen, als die Gewinncoups.
In diesem simplen Satz steckt bereits das Paradoxon einer angeblich absoluten
Progression. Man brauche ja nur die niedrigeren Sätze gleich ganz
wegzulassen und nur zum Zeitpunkt der hohen Sätze (d.h. nach Treffern)
masse egale zu spielen, und dies wäre ja schon wieder ein Marsch, also
ein Widerspruch in sich.
Daß es dennoch Leute geben soll, die regelmäßig spielen
und auf Dauer mit einer Progression gewinnen, kann nur daran liegen, daß
in ihrem Spiel irgendwo eine versteckte masse-egale-Überlegenheit
enthalten sein muß. Folglich kommt auch Schubert zu dem zwingenden
und richtigen Schluß, daß man nur gewinnen kann, wenn in
dem Spiel irgendwo eine noch so geringe Gleichsatzüberlegenheit verborgen
ist. Da es den meisten Systemspielern offenbar nur gelungen ist, sehr
geringfügig überlegene Märsche erfunden zu haben, wird es
aus psychologischen Gründen für sinnvoll und wünschenswert
gehalten, eine Progression zu verwenden. Eine solche Progression wird aber
von vornherein auch die Möglichkeit von Platzern einzukalkulieren haben.
Entscheidend für ihre Zuverlässigkeit bleibt die Voraussetzung,
daß die Summe der Platzer nicht alle erzielten Bruttogewinne wieder
aufzehrt, sondern daß ein lohnender Nettoüberschuß verbleibt.
(Wir beschreiben ein solches Beispiel innerhalb der Dutzend-Chance.)
Doch zurück zur Unverlierbaren Progression.
Fritz Werntgen beschreibt das Wesen der Unverlierbaren
Progression wie folgt:
In der Erkenntnis, daß beim Roulette in großen Spielabschnitten
zwischen Rot und Schwarz annäherend der Ausgleich erfolgt, überwiegt
in kleineren Abschnitten der Ecart. Nur wenige haben es verstanden, diese
längst bekannte Tatsache zu ihrem Vorteil auszuwerten und damit große
Gewinne zu erzielen . . . Das Problem, die Verluste mit kleinen und die Gewinne
mit großen Sätzen zu spielen, bleibt ungelöst. Wohl aber
ist es möglich, die großen Gewinnecarts mit großen und die
Verlustecarts mit kleinen Sätzen zu spielen.
Ehe sich Werntgen entschlossen hatte, diese Spielart zu veröffentlichen,
hat er sie nach allen Richtungen hin untersucht, damit niemand dabei sein
Geld verliert. Auch die Prüfungen seiner Mitarbeiter bestätigen,
daß ein Risiko fast ausgeschlossen ist: Die Resultate
von tausenden und abertausenden Coups sind so außergewöhnlich
gut, daß sie vielleicht angezweifelt würden, wenn ich sie
anführte. Zudem ist das Spiel sehr vielseitig zu gestalten. Man kann
die Pluspartien je nach Kapital und Veranlagung limitieren und hat entweder
wenige, aber mitunter sehr hohe Gewinnpartien, oder viele, aber entsprechend
kleinere. Der Ecart, der bisher bei Anwendung von (üblichen) Progressionen
nur wenig Einheiten einbrachte, aber zuletzt viele Einheiten kostete, bringt
uns nach der neuen Spielart mit Sicherheit Erfolg. Es handelt sich hier um
eine Tatsache, deren Nachprüfung jedem ohne weiteres möglich ist.
Aber ganz so mühelos fallen einem die großen Gewinne auch hier
nicht zu. Geduld und Konsequenz sind erforderlich, wenn auch weniger als
beim Spiel masse-égale.
Während also der Spieler, der im Verlust progressiert, im Anfang Erfolge
zu verzeichnen hat, da er wohl kaum gleich in der ersten Sitzung auf einen
Platzer stoßen wird, hat der Spieler, der im Gewinn steigert,
zunächst eine Anzahl Stücke zu investieren, bevor er auf einen
für ihn günstigen Plus-Ecart trifft. Durch dieses Verhalten zwingt
er sozusagen die Bank in die Rolle eines Spielers, der im Verlust steigert.
Die Bank wird hierbei gezwungen, immer höhere Sätze zu machen und
durchzuspielen. Der Spieler aber kann in einem ihm günstig dünkenden
Moment aufhören, was die Bank nicht kann. Das ist bereits ein wichtiger
Punkt zu Gunsten des Spielers.
Bei der Gewinnprogression bringen alle Minus-Serien im Anfang Verluste. Aber
auch eine Folge von Intermittenzen kostet den Spieler jeweils eine Einheit.
Die kleinen Ecarts zu seinen Gunsten bringen keinen Gewinn. Doch sobald eine
Woge von Plusanhäufungen das Limit erreicht, das sich der Spieler gesetzt
hat, kommt er zu Gewinn. So, wie der Parolispieler sich ein Limit für
den Gewinn, d.h. für das Abziehen der Masse setzt, so müssen auch
wir uns bei der Steigerung im Gewinn ein Gewinnlimit setzen. Spielte man
jede Plus-Serie bis zum ersten Minus, dann hätte man keinen Vorteil,
denn die Gewinne würden ja durch die Minus-Serien und die Intermittenzen
wieder aufgezehrt. Nur wenn wir mit höheren Sätzen von einer
Plus-Serie auf die andere kommen, ist ein Vorteil gegeben. In diesem Falle
haben wir gleichsam mehr und längere Plus-Serien zu verzeichnen.
Als Beweis für seine These führt Werntgen eine 7er-Serie an: Eine
solche Serie von 7 Plus würde ihm einen Gewinn von 28 Stücken bringen.
Die Konstellation 4 Plus, 1 Minus, 4 Plus, die nach seiner Überzeugung
(als Figur) genau so oft vorkommt, wie eine 7er-Serie, würde ihm denselben
Erfolg bringen. Durch folgende Beispiele macht er das deutlich:
I |
II*) |
III |
IV |
__________ |
__________ |
__________ |
__________ |
+ 1 |
+ 1 |
+ 1 |
+ 1 |
+ 2 |
+ 2 |
+ 2 |
+ 2 |
+ 3 |
+ 3 |
+ 3 |
+ 3 |
+ 4 |
+ 4 |
- 4 |
+ 4 |
+ 5 |
- 5 |
+ 2 |
+ 5 |
+ 6 |
+ 5 |
+ 4 |
+ 6 |
+ 7 |
+ 7 |
+ 6 |
- 7 |
|
+ 9 |
- 8 |
- 7 |
|
|
+ 6 |
+ 7 |
|
|
+ 8 |
+10 |
|
|
+10 |
+13 |
_____ |
_____ |
_____ |
_____ |
+ 28 |
+ 26 |
+ 30 |
+ 37 |
*) Dieses Beispiel müßte
korrekt 8 Plus-Stellen haben.
Wie man sieht, ist das Resultat
bei der ungebrochenen Plusfolge nicht so günstig, wie im Durchschnitt
bei den durch Minus unterbrochenen Plusfolgen. Um aus dieser Erkenntnis Nutzen
zu ziehen, empfiehlt Werntgen, das Gewinnlimit nicht zu niedrig anzusetzen.
Denn nur von einer Seite auf die andere gelangt man schnell zu hohen Sätzen
und erreicht entsprechend früher das gesteckte Ziel.
Mit dem obigen Beispiel will Werntgen weiterhin deutlich machen, daß
man öfter auf eine solche Plusanhäufung stoßen wird, die
mehr Gewinn bringt, als auf eine lange Serie. Werntgens Prüfungen an
Hand von Permanenzen der Spielbank Monte-Carlo aus einer ganzen Saison ergaben,
daß bei Anwendung der von ihm empfohlenen Steigerung im Gewinn auf
etwa 1000 Plus nur 500 Minus kamen. Das Limit für den Gewinn war dabei
auf 1000 Einheiten festgesetzt gewesen.
Eine volle Auslotung der maximalen Gewinnchancen ergab, daß im
erwähnten Spielabschnitt 4 Partien mehr als 20000 Einheiten, eine Partie
60000 Einheiten Gewinn hätte erbringen können. Dazu führt
er ein Permanenzbeispiel von 36 Coups an, das bei Anwendung der amerikanischen
Abstreichprogression im Verlust bnur 17 Stücke Gewinn bringt, und das
bei Anwendung der Steigerung im Gewinn einen Überschuß von 1179
Stücken ermöglicht.
Aber nicht genug damit. Werntgen beschreibt auch noch eine Verstärkung
dieser Überlegenheit durch Erfassung des Zweiercoups und durch öfteres
Einteilen der Massen. Fritz Werntgen gelangt so zu der festen Überzeugung,
daß man bei einem gesetzten Limit von plus 100 sehr viel schneller
zu einem Gewinn von 100 Stücken als zu einem ebenso hohen Verlust gelangen
wird. Aber wie hoch wir unser Limit auch stellen, auf die Dauer muß
die Summe der Gewinne größer sein als die der Verluste. Wir haben
hier also die absolute Gewißheit, zu gewinnen.
Es ist mir nicht bekannt, wie weit es dem in Fachkreisen hoch geachteten
Fritz Werntgen gelungen und vergönnt gewesen ist, aus diesen richtigen
Erkenntnissen selbst Früchte zu ernten.
Unverlierbare
Progression - Programmierbeispiel
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